Bestes Freeride-Bike unter 3000€? Radon Swoop 9.0 im Test

In diesem Test stellen wir euch das vielleicht beste Freeride Bike unter 3000€ vor. In diesem Review das Radon Swoop 9.0 mit Carbon Hauptrahmen, 170mm Federweg, moderner Geometrie und hochwertiger Ausstattung. Die Partlist lässt gutes für unter 3000€ verläuten. Los geht´s mit dem Radon Swoop 9.0 Test.

Radon Swoop 9.0

Der neu entwickelte Viergelenker von Radon wurde für das Modelljahr 2020 neu entwickelt. Die Kinematik änderte sich zu einem horizontalliegendem Dämpfer. In dieser Austattungsvariante der gut erreichbare Rock Shox Super Deluxe Select+. Der Rahmen bietet einige Details. Die Kettenstreben sind mit einem weichen Gummimaterial beklebt, welches den Kettenschlag effektiv absorbiert. Das Unterrohr ist im Tretlagerbereich mit einer Kunststoffabdeckung vor Steinschlag geschützt, die sich allerdings nicht um die Kanten wölbt. Der Lenkwinkel ist durch Drehen des Steuerlagereinsatzes von standartmäßig 63,5 Grad auf 65 Grad anpassbar. Die Wendigkeit soll durch kurze 438mm Kettenstreben hervorgehoben werden.

Im Zuge der Neuentwicklung trägt der Epoxidharz die Matten von Carbon im vorderen Rahmendreieck. Die kantige Formgebung der Bonner zeichnet sich im Rahmen von weiteren Radon Bikes ab. Das obere Kettenstrebenrohr liegt in einer Linie zum Dämpfer und verbindet den Aluminium Hinterbau durch die schwarze Umlenkwippe, mit dem Carbon Hauptrahmen. Die kirschrote Farbe wird von einem glossen Finish vollendet. Die innenliegenden Leitungen werden von Aluminium Einsätzen am Ein- oder Ausgang befestigt. Jede Ausstattungsvariante des Swoops kommt mit verschiedenen Komponenten, Charakterzügen und Farbkombination.

Ausstattung

In der Variante 9.0 arbeitet an der Front die Rock Shox Lyrik Select mit einstellbarer Low Speed Zug- und Druckstufe und Debon Air Luftkartusche. Der Rock Shox Super Deluxe Select+ Luftdämpfer kommt mit Lowspeed Zugstufe und eine Lock-Funktion, um Wippen des Hinterbaus zu minimieren. Die Druckstufeneinstellung sucht man hier vergebens.

Der 780mm breite Race Face Æffect R Lenker klemmt im gleichnamigen 40mm kurzen Vorbau. Die Negativbeschleunigung übernimmt die Magura MT5 mit 200mm Scheibe an Front und 180mm am Heck. Durch den standartmäßgen Zweifinger-Bremshebel muss der SRAM NX Schalthebel weiter in Lenkermitte geschoben werden und ist dadurch schwer erreichbar. Für eine bessere Ergonomie rate ich den Magura Einfingerhebel nachzurüsten.

Auf dem DT Swiss E1900 Spline Laufradsatz ist die 29 Zoll große Schwalbe Reifenkombination aus Magic Mary und Hans Dampf aufgezogen. Abgerundet wird die Ausstattung durch einen SRAM Antrieb. Die 170mm lange SRAM GX Eagle Kurbel ist mit einem 30 Zähne Kettenblatt ausgerüstet. Die Kette gleitet dank GX Eagle Schaltwerk zuverlässig über die 12-Fach 10-50 Zähne Kassette.

Der Hintern nimmt auf dem SDG Radar Sattel platz. Für mich persönlich ist der Sattel nichts, da dieser bereits nach wenigen Kilometern ungemütlich wird. Aber das ist von Sitzknochen zu Sitzknochen unterschiedlich. Für die Sitzhöhenregulierung sorgt die Radon eigene Competition Dropper Post mit 125mm Verstellbereich. Die Stütze läuft etwas schwergängig, stellt jedoch kein Problem dar.
Anhand der oberflächlichen Daten kann man sagen, dass man eine hochwertige Ausstattung und einen Carbon Hauptrahmen für 2999€ erhält. Die Preis/Leistung ist unschlagbar.

Uphill

Die Sitzhaltung bergauf ist entspannt und aufrecht. Der Traileingang wird eher in Ruhe erreicht. Die Bandbreite an Gangübersetzungen ist für die steilsten Anstiege und schnellsten Tretpassagen ausreichend. Das SRAM GX Eagle Schaltwerk wechselt knackig und präzise in einen der 12 Gänge. Der Viergelenker-Hinterbau ist wipparm und für kurze Auffahrten muss der gut erreichbare Dämpfer nicht unbedingt blockiert werden. Für meine persönlichen Vorlieben ist die 125mm lange Teleskopsattelstütze zu kurz. Entweder sitze ich nicht hoch genug oder der der Sattel schlägt mir bergab an den Hintern. Die Rahmengrößen L und XL kommen hingegen mit einer 150mm lange Sattelstütze. Die Sattelhöhe am Traileingang zu justieren schafft hier Abhilfe.

Für einen verbesserten Rollwiderstand wurde hinten der Schwalbe Hans Dampf mit der härteren Adix-Speedgrip Gummimischung montiert. Der Vorderreifen hingegen soll mit der weichen Addix-Soft Mischung für erhöhten Grip sorgen. Das Radon Swoop 9.0 zeigt sich bergauf von der lässigeren Seite. Die Kombination aus dem wipparmen Hinterbau, geringem Gewicht von knapp 14,2kg und großen 29 Zoll Laufräder lassen das Bike gut klettern. Ein Gipfelstürmer ist das Bike allerdings nicht. Einziger Negativpunkt: der Carbonrahmen verfügt über keine Option, um einen Trinkflaschenhalter anzubringen. Für längere Touren ist man entweder zu einem Trinkrucksack, dem Verdursten oder einer Wasserflasche in der Hosentasche gezwungen. Silikonwasserflaschen bieten hier einen guten Kompromiss, da man diese leer platzsparend zusammenfalten kann.

Downhill

Entspannt am Traileingang angekommen ist es Zeit, dass die 170mm Federweg ihren Vorteil ausspielen. Was ab den ersten Metern sofort auffällt ist, dass sich das Swoop durch die kurzen Kettenstreben, trotz flachem Lenkwinkel und 29 Zoll Laufrädern, spielerisch und präzise durch den Trail zirkeln lässt. Das Bike lädt förmlich dazu ein, schnelle Kurvenwechsel zu nehmen oder sich an Wurzeln abzuziehen. Hier vermittelt das Radon Swoop 9.0 seine Freeride Gene. Bei hohen Geschwindigkeiten bleibt das Bike durch den langen Radstand stabil.

Die Rock Shox Lyrik Select Federgabel spricht schon auf kleine Unebenheiten sensibel an und liefert eine hohe Endprogression für harte Einschläge. Der Hinterbau reagiert progressiv und wurde für die Nutzung von Coil- als auch Luftdämpfern entwickelt. Die Viergelenker-Kinematik dämpft kleine als auch große Einschläge präzise weg und steht immer hoch im Federweg. Leider limitiert der Dämpfer durch unsensibles Ansprechen und kommt bei schnell aufeinanderfolgenden Einschlägen nicht hinterher. Das führt auch dazu, dass sich das Swoop straff anfühlt und immer eine gute Plattform bietet, um sich beispielsweise schnell aus Anliegern zu ziehen. Die voreingestellte Druckstufe passt sehr gut zur Kinematik. Zu jeder Zeit erhält man präzises Feedback vom Boden. Ich denke, hier könnte man mit einem Stahldämpfer noch mehr aus dem Bike herauskitzeln. Aber das ist schon Jammern auf hohem Niveau.

Trotz kleinerer 180mm Bremsscheibe am Heck bietet die günstige Magura MT5 eine bissige Bremsleistung bei ausgezeichneter Dosierbarkeit. Die Schwalbe Reifen bieten einen guten Kompromiss aus niedrigem Rollwiderstand und hohem Grip. Lediglich für harte Downhillstrecken ist es empfehlenswert Reifen mit stabilerer Karkasse nachzurüsten oder Schaumstoffeinsätze im Reifen zu verwenden.

Fazit

8.3

The Good

  • Unschlagbares Preis/Leistungsverältnis
  • Leistungsfähige Kinematik
  • Agiles, ausgewogenes Fahrverhalten
  • Leicht (14,2kg)

The Bad

  • Keine Trinkflaschenbefestigung
  • Reifen sind bei harten DH-Tracks plattenanfällig

Alles in allem zeigt sich das Swoop bergab von der spaßigen Seite: verspielt, präzise handlebar und agil für den aggressiven Fahrstil. Der Hinterbau ist feinfühlig und liegt satt auf dem Trail. Leider ist der Dämpfer nicht ganz so potent wie der Hinterbau. Der einzige Nachteil dem ich dem Swoop zuspreche ist das Fehlen einer Trinkfschlaschenbefestigung. Ansonsten erhält man für 2999€ ein schickes Carbon- Schrägstrich Alu-Freeride-Bike, um es auf dem Trail krachen zu lassen. Das Swoop hat mir durch den agilen Charakter immer ein Grinsen ins Gesicht gezeichnet. Wer sich mehr Performance und Einstellmöglichkeiten wünscht, sollte zu Radon Swoop 10.0 oder 10.0 HD greifen. Man könnte wirklich behaupten, dass ist das beste Freeride-Bike unter 3000 Euro.

Eike Kopsch

Hauptberuflich als Videoproduzent tätig und hobbymäßig immer auf dem Bike unterwegs. Am liebsten fahre ich auf meinem Downhill- oder Endurobike flowige Trails runter. Zudem bin ich Co-Producer auf dem YouTube Kanal TrailTouch.

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