Welcher ist besser? Luft- vs. Stahldämpfer

Luft vs Stahl. In Form von zwei Dämpfern, die uns Rock Shox zur Verfügung gestellt hat, haben wir uns diesem Thema mal etwas genauer gewidmet. Auf der einen Seite den Rock Super Deluxe Coil, auf der anderen den Luftdämpfer. Die Meinungen und Vorlieben zu den zwei Dämpfertypen sind geteilt. Wir haben uns in den letzten Monaten auf die Suche nach der Antwort gemacht, welcher der beiden Dämpferarten besser ist. Das war tatsächlich gar nicht mal so einfach – mehr dazu gleich.

Luft vs. Stahl

Die Fakten sind folgende: Stahldämpfer genießen den Status von feinerem Ansprechverhalten, weniger Wartungsaufwand und linear Federkennlinie. Dafür muss man erst Mal seine Federhärte bestimmen und ggf. einen Umbau am Bike vornehmen. Außerdem kommt der höhere Fahrgenuss zu Kosten von zusätzlichem Gewicht. Luftdämpfer sohlen sich dagegen in Ihrer Variabilität, also bspw. dem leichten Gewichts Set-up mithilfe einer Hochdruck-Pumpe. Außerdem sind Sie deutlich leichter. Aber dafür wird Ihnen schlechteres Ansprechverhalten nachgesagt.

Im Detail sieht das Ganze dann so aus: Beim Luftdämpfer pumpt man, angepasst auf sein Körpergewicht, den gewünschten PSI-Wert in den Zylinder. Bis zu 250psi passen in so einen Luftzylinder. Beim einfedern wird der Dämpfer zusammengedrückt und die Luft darin komprimiert. Umso härter der Einschlag, desto mehr Druck entsteht. Ergo auch mehr Gegendruck. Durch die progressive Funktionsweise ist somit in jedem Luftdämpfer ein natürlicher Durschlagschutz eingebaut. Denn irgendwann ist der Gegendruck so hoch, dass nichts mehr geht. Hier ist also ganz schön Druck im Kessel. Das erfordert viel Technik und viele Dichtungen – was mit ein Grund dafür ist, dass sich gewisse Situationen mit dem Luftdämpfer unangenehm oder unsensibel anfühlen können. Da in der Positivluftkammer ein hoher Druck herrscht, benötigt es viel Kraft, damit da was in Bewegung kommt. Zur Unterstützung drückt eine Negativluftkammer gegen die Positivkammer, so dass das ein geringeres Losbrechmoment nötig ist und der Dämpfer feinfühliger reagiert. Hier kommt dann das von SRAM eigenentwickelte DebonAir System zum Einsatz, welches das sensible Ansprechverhalten von Stahldämpfern imitieren soll.

Linearer wird es beim Stahldämpfer. Ganz konservativ könnte man hier sagen „da weiß man, was man hat“. Im Gegensatz zum Luftdämpfer ist die Kennlinie Linear. Also der gesamte Widerstand der Feder arbeitet gleichmäßig und konstant. Also auch wenn es mal ruppiger wird oder der Einschlag, die Tiefen des Dämpfers herausfordert – der Stahldämpfer ist zur Stelle. Feinfühliger fühlt sich der Stahldämpfer auch an, weil weniger Dichtungen verbaut sind und eine Feder kein Losbrechmoment hat.

Und jetzt, nach ca. 3 Monaten testen? Nun ja, wir Menschen haben doch immer (ob wir wollen, oder nicht) eine gewisse Voreingenommenheit. So auch bei diesem Dämpfer. Mal kurz zur Timeline: Erhalten haben wir diesen schönen neuen Parts im August letzten Jahres. Voller Vorfreude und Tatendrang haben wir fleißig Trail-Kilometer gesammelt. In der Sonne, im Regen, im Bikepark, auf dem Hausberg, ja sogar bei Nacht. Und dann nach ca. 3 Monaten testen, haben wir all unsere Erfahrungen Revue passieren lassen. Und das war gar nicht mal so einfach. Denn entgegen unseren Erwartungen und bisheriger Erfahrungen, sowie Stories, die wir bisher zu den beiden Dämpfertypen gehört und erlebt haben, war das Ergebnis überhaupt nicht wie erwartet.

Ja, der Luftdämpfer ist leichter, der Stahldämpfer schwerer. Ja der Luftdämpfer ist leichter einzustellen und der Stahldämpfer sensibler. Fakten wie diese sind unverändert geblieben. Was sich allerdings geändert hat: Diese Unterschiede sind bei weitem nicht mehr so gravierend, wie sie einmal waren.

Durch die lange Testzeit hat sich ein großer Punkt verändert, bzw. aufgetan: Unsere vorgefestigte Meinung hat sich aufgeweicht. Wir sind während unserer Testzeit vom Kopf in das Herz gewandert. Vom Denken zum Fühlen gekommen. Besonders bei der Nachtfahrt, wo man deutlich weniger sieht und mehr spürt, hat sich gezeigt, dass die Unterschiede der beiden Dämpfer gar nicht mal so krass sind.

Puh, okay, zugegeben jetzt wurde es nochmal etwas philosophisch. Was wollen wir damit eigentlich sagen?

Also, es gibt nach wie vor kleine, aber feine Unterschiede. Der Stahldämpfer erlaubt einem nochmal einen Tick aggressiver über Stein- und Wurzelfelder zu rocken. Der Luftdämpfer ist in Kurven und Sprüngen etwas poppiger und macht das Fahrgefühl etwas leichter und wortwörtlich luftiger – teilweise auch etwas nervöser. Der Stahldämpfer ist etwas sensibler und lässt das Bike und Trailerlebnis etwas lebendiger wirken. Der Luftdämpfer ist dafür innerhalb von Sekunden einsatzbereit und man muss nicht erst die richtige Feder für sein präferiertes Gewicht finden.

ABER: Ich habe die leise Vorahnung, dass Stahldämpfer in Zukunft überflüssig sein könnten. In jeglicher Hinsicht. Die Technik verbessert sich nach und nach. Ich hatte bereits jetzt schon Phasen im Trailerlebnis, wo es mich einfach nicht gejuckt hat, dass die Reserven oder Sensibilät des Stahldämpfers fehlen. Hinzukommen, neue technische Fortschritte, sowie Elektronik mit gepaarten Apps zum Feintunen. Thema Nachhaltigkeit ist mit Sicherheit auch in Zukunft mehr als relevant. Wenn die Federn wegfallen, spart man auch Material.

Niklas Hoffmann

In love with bikes, trails and cameras

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